Mein erstes entscheidendes Erlebnis hatte ich 1988 mit 13 Jahren, als ich meinen über siebzigjährigen Opa frei im Raum auf dem Kopf stehen sah. Daraufhin übte ich so lange den Kopfstand und eine Tiefenentspannung nach einer ausgeliehenen Kassette und einem Buch von Opa, bis ich mich gut entspannen und auf dem Kopf stehen konnte. Damals dachte ich, das Wichtigste im Yoga sei, auf dem Kopf stehen und sich auf dem Rücken liegend entspannen zu können.
Heute sind mir die Entwicklung von Wunschlosigkeit und Willenskraft die wichtigsten Ziele in der Praxis der Asana. Diese Wunschlosigkeit (Vairagya) kann durch die Beobachtung des Verlangens und der Abneigungen, die entstehen und auch wieder vergehen, erreicht werden. Gleichmut, Kontrolle und Rückzug der Sinne, Glaube und geistige Ruhe können durch die Praxis von Yoga mit der Zeit entstehen. Die Disziplin entsteht durch das kontinuierliche und regelmäßige Üben. So wie religiöse Menschen in die Kirche, Tempel oder eine Mosche gehen und aus Hingabe und Liebe handeln, so reichen keineswegs Willenskraft oder Wissen für die kontinuierliche Praxis auf der Yoga Matte. Das Feuer der Liebe für die Praxis muss brennen und wird durch die fortdauernde Praxis am Leben erhalten.
"Es ist so leicht, unwillkommene und unliebsame Gedanken zurückzuweisen und schon hat man seine Ruhe wieder."
Marc Aurel